Wann habt ihr „richtig“ auf?

Am 10. August 2024 haben wir Eröffnung Teil 1 gefeiert. Nun steht der fast noch wichtigere Teil 2 in den Startlöchern und damit auch endlich die Chance, den Alltag in den Kreativkonsum einziehen zu lassen. Wann es konkret los geht und woran es grad noch krankt, hat so viele Gründe wie der alte Dorfkonsum Lebensjahre.

Der Dorfkonsum im Laufe eines Jahrhunderts: Chronikbild vs. 2021 vs. 2024. Fotos 2 + 3: Maike Steuer

Seit wenigen Tagen hängt ein weißes Blatt mitten in der Eingangstür des Kreativkonsums und verkündet etwas, von dem ich in den letzten Jahren sehr oft nicht für möglich gehalten habe, dass wir diesen Punkt jemals erreichen: Reguläre Öffnungszeiten. Das Natürlichste von der Welt für jedes stationäre Unternehmen, sollte man meinen, aber für meinen Kreativkonsum etwas ganz besonderes.

„Auf“ ist gefühlt schon ewig

Osterbastelei im Kreativkonsum. Foto: Maike Steuer

Gefühlt hat er schon seit Osterdienstag 2022 auf, als wir vom Verein das allererste Mal im ehemaligen Verkaufsraum zur gemeinsamen Bastelei ermutigten. Alles improvisiert, nichts hübsch, nur aufgeräumter wie die 20 rumpeligen Leerstandsjahre zuvor. Je nachdem, wann es kleine wie große Menschen das erste Mal in Kontakt mit uns brachte, ob auf dem Ostermarkt an der Bockwindmühle, beim Kriebitzscher Dorffest oder bei Aldi in der Angebotsecke, weil mein „Insta-Ich“ in der Realität erkannt wurde, in vielen Köpfen steht bereits ein grünes Häkchen hinter Kreativkonsum = auf.

Einfach loslegen ist nicht

Was schön ist, denn es zeigt, dass wir uns in den letzten dreieinhalb Jahren seit dem Start mit dem Kreativkonsum e.V. im Februar 2021 einen gewissen

Bekanntheitsgrad erarbeitet haben und immer mehr Menschen ein Begriff wurden. Umso frustrierender ist es für mich, diesem „Eigentlich ist auf“-Gefühl noch immer nicht gerecht werden zu können. Weil zwar das Konzept seit Jahren steht, der alte Dorfkonsum noch x-fach länger, aber über 20 Jahre rumgammeln nicht dazu beigetragen haben, dass man einfach die 123 Quadratmeter Ladenfläche im EG einräumt und loslegt. Weil ich keine Mieterin bin, sondern für das alte Haus die Verantwortung übernommen habe.

Liebe auf den ersten Blick

Zwischen diesen beiden Bildern liegen drei Jahre.

Das ist Fluch und Segen in einem, macht frei und ist gleichzeitig immer wieder mal ziemlich belastend. Zum Glück war es damals im September 2020 Liebe auf den ersten Blick zwischen dem „C-Markt“, zu dem die Wende den Ex-Dorfkonsum gemacht hatte, und mir. Ein Gefühl, hier in Kriebitzsch an dem Ort zu sein, wo wir leben und wirken wollen. Mit logischem Menschenverstand lässt es sich nicht erklären, dieses Urvertrauen darin, dass dieses Gebäude das Richtige ist. Ich wusste es irgendwie und hätte doch nicht „Ja“ zur Ruine gesagt, wenn ich nicht meinen Papa, mein bauliches Rückgrat gehabt hätte, der ebenfalls direkt angetan war und meinte: „Ja, das könnte was werden. Die Substanz ist gut und den Rest kriegen wir hin.“ Ohne ihn wäre ich dieses Wagnis nicht eingegangen, denn ich mag vielleicht Herausforderungen, aber wollte mir kein Grab schaufeln, sondern eine Grundlage schaffen.

„Fertig“ werden als Weihnachtswunsch

Vorgespult zum November 2024: Die Baugenehmigung ist seit Ende August da, die Umnutzungsgenehmigung auch, doch haben die beiden nicht automatisch das Brandschutz-Update bzw. die vollständige Sanitärinstallation mitgebracht. Wer selbst mal ein Bad renoviert oder sich bei unserem OBI im wahrsten Sinne in die hinterletzte Ecke zu den Brandschutztüren verirrt hat, weiß, sowas kostet ein Sch…geld. Da mag der Fachmann für Sanitär und fließend Wasser noch so entgegenkommend und wohlwollend sein (Danke, lieber Herr Winter), sein Geld will und soll er trotzdem bekommen. Von mir, Maike, der Gründerin, denn inzwischen hat sich zum Verein ein Einzelunternehmen dazu gesellt. Zudem haben Papa und ich uns in die Köpfe gesetzt, dass ein Indoor-Toilettenhäuschen aus Holz mehr Charme hat, als so hässlich, unkreative Raumtrenner, wie man sie online für ordentlich Kohle bestellen kann. Doch dessen Konstruktion bedarf freier Zeit.

Auch das Treppenhaus braucht definitiv ein Upgrade, denn zu meinem Leidwesen haben sich die Brandschutzanforderungen in den letzten 100 Jahren „dezent“ verändert. Natürlich möchte ich all dem entsprechen, was die Thüringer Bauordnung vorgibt, doch das dauert, bremst mich im eigentlichen kreativen Tun und ja, du ahnst es, ist nicht für lau zu haben.

Alles braucht seine Zeit

Als hoffnungslose Optimistin stand „Aufgabe“ nie zur Debatte, vielmehr habe ich mir zur Aufgabe gemacht, für jede auftauchende Herausforderung Lösungen zu finden und übe mich darin zu akzeptieren, dass bis zum heutigen Tag jedes bisschen schöner seine eigene Zeit brauchte und der Konsum seinen eigenen Kopf hat. Ist wirklich so. Zudem haben mir speziell die sechs Wochen vor dem 10. August sehr deutlich vor Augen geführt, wie es auf Dauer nicht laufen kann. Zu schnell, zu viel, zu sehr „das muss jetzt halt“. Nein, muss es nicht müssen, weil Tempo 180 mich als Personalunion aus Eigentümerin / Gründerin / Mama / Mensch und dieses Projekt sehenden Auges kaputt machen würde, bevor es richtig losgehen durfte.

Küche April 2021 vs. Oktober 2024

Im neuen Jahr geht’s richtig los

Die gute Nachricht zum Schluss: Eröffnung Teil 2 rückt in Sichtweite. Wir starten das neue Jahr mit „richtigen“ Öffnungszeiten ab 3. Januar 2025 als da wären:

Montag: 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr
Dienstag: 15 bis 18 Uhr
Freitag: 15 bis 18 Uhr
Sonntag: 14 bis 18 Uhr plus Brötchenabholzeit am Vormittag

So der Plan, Stand 19. November 2024, in dem Wissen, dass die verbleibenden sechs Wochen Papa und mir genug Zeit bieten, um einen weiteren Schritt vorwärts zu gehen. Wir haben schon so viel gestemmt, da kriegen wir das jetzt auch noch hin. Und mal ehrlich, was sind schon ein paar Wochen mehr „irgendwie auf“ plus Ständen auf einigen Weihnachtsmärkten oder Außer-Haus-Bespaßung bei Weihnachts- oder Geburtstagsfeiern, wenn das mit dem Konsum und mir „für immer“ gedacht ist?

Frau Konsum

MaikeSteuer

Maike Steuer

Projektkoordinatorin

 Mobil/WhatsApp:
01575 16 83 889
Mail: hallo@kreativkonsum.de

Spendenkonto Kreativkonsum e.V.
Sparkasse Altenburger Land
DE33 8305 0200 1200 1772 89

Wir wollen die Welt bunter und kreativer machen und im Erdgeschoss des alten Konsums in Kriebitzsch eine Anlaufstelle für alle schaffen, die Bock auf gemeinsam Ideen spinnen, Netzwerke weben und sich kreativ ausprobieren wollen.